Zufriedenheit und Motivation

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1 Zufriedenheit

Das Wort „Zufriedenheit“ ist bedeutungsgleich mit dem Wort ‚Zufriedensein‘ (vgl. Duden, 2021b). „Zufriedensein“ – Zu-Frieden-Sein – bezeichnet anscheinend die Tatsache, dass eine Person mit einer Sache „zu Frieden“ – oder, anders ausgedrückt: in Frieden – ist oder lebt. Menschen können entweder mit sich selbst oder mit einer Situation, einem Zustand oder Ähnlichem zufrieden sein. Zufriedenheit impliziert unter anderem eine Akzeptanz des Gegebenen. Die Konsumentenforschung verwendet die Zufriedenheit als hypothetisches Konstrukt und definiert den Begriff wie folgt:

„Zufriedenheit wird definiert als das Ergebnis eines Vergleichs: a) zwischen einer erwarteten und einer eingetretenen Bedürfnisbefriedigung (Bedürfnis); b) zwischen einer erwarteten und einer tatsächlich beobachteten Eigenschaftsausprägung eines Guts; c) zwischen einer idealen und einer tatsächlich beobachteten Eigenschaftsausprägung eines Guts.“ (Kirchgeorg, 2021)

In diesem Sinne entsteht Zufriedenheit dann, wenn das Tatsächliche exakt den Erwartungen entspricht oder diese übertrifft. Im umgekehrten Fall, d. h. das Tatsächliche fällt geringer aus als die Erwartungen, entsteht demzufolge Unzufriedenheit. Zufriedenheit konstituiert einen psychischen Zustand (vgl. Duden, 2021b). Demnach ist es grundsätzlich falsch, Zufriedenheit mit Umweltfaktoren, wie beispielsweise Einkommen, Bildung oder Ähnlichem zu identifizieren. Zufriedenheit kann mit spezifischen Umweltfaktoren koinzidieren, dies ist jedoch nicht notwendigerweise der Fall, worauf insbesondere die antike philosophische Tradition insistiert (vgl. Long et al., 2006). Das philosophiehistorische Äquivalent zur Zufriedenheit ist die Eudaimonie, die oftmals mit „Glückseligkeit“ übersetzt wird (vgl. Liddell-Scott-Jones, 2020). Die Eudaimonie wird in der philosophischen Tradition üblicherweise mit der Tugend in Zusammenhang gebracht: Wer tugendhaft ist, erlangt Eudaimonie, so beispielsweise laut den Stoikern und Epikureern (vgl. Long et al., 2006, S. 119 ff., 450 ff.). Dies wird philosophisch dadurch begründet, dass die Tugend sowohl eine notwendige als auch eine hinreichende Bedingung für die Glückseligkeit darstelle, wohingegen Umweltfaktoren bisweilen – nicht jedoch bei beispielsweise dem Philosophen der Klassik Aristoteles – sogar als gänzlich nichtig deklariert werden. Als Beispiel ließe sich in diesem Kontext im Sinne der Stoiker und Epikureer anführen, dass ein ängstlicher Mensch – also ein Mensch, dem es an der Tugend der Tapferkeit mangelt – von Furcht geplagt sein wird, möge er in materieller Armut oder in materiellem Reichtum leben. Hingegen wird ein Mensch, der besonnen und tapfer ist, sowohl in der Armut als auch im Reichtum weder Suchterkrankungen erleiden noch von Furcht geplagt sein.

2 Motivation

Das Wort „Motivation“ entstammt dem lateinischen Wort movere, das „bewegen“ oder „antreiben“ bedeutet (vgl. Liddell-Scott-Jones, 2019). Sinngemäß lässt sich das Wort „Motivation“ demnach mit denjenigen Faktoren identifizieren, welche eine Person psychisch in ihrem Handeln antreiben. Laut Duden konstituiert die Motivation „Die Gesamtheit der Beweggründe, Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung o. Ä. beeinflussen.“ (Duden, 2021a).

Es existiert eine Vielzahl an geisteswissenschaftlichen Theorien, die das Phänomen der Motivation zu beschreiben und systematisch zu erfassen versuchen. Eines dieser Modelle stammt vom US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow. Maslows Modell liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Mannigfaltigkeit der möglichen Bedürfnisse unterschiedlichen Bedürfniskategorien zuordnen lassen. Diese unterschiedlichen Bedürfniskategorien stünden in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, das heißt: Nicht alle Bedürfnisse werden durch Menschen gleich gewichtet, Bedürfnisse einer bestimmten Kategorie werden den Bedürfnissen einer anderen Kategorie gegenüber priorisiert. Die einzelnen Bedürfnisse derselben Bedürfniskategorie zu hierarchisieren hat Maslow jedoch nicht bewerkstelligt, da er jenes Unterfangen nicht für wissenschaftstheoretisch zielführend hält (vgl. Maslow, 1943, S. 370).

3 Bedürfniskategorien nach Maslow

Maslows Bedürfniskategorien umfassen folgende Bereiche, hierarchisiert in der entsprechenden Reihenfolge:

1. Physische Bedürfnisse – grundlegende körperliche Bedürfnisse, wie zum Beispiel Nahrung und Sauerstoff.

2. Sicherheitsbedürfnisse – Bedürfnisse bezüglich des Schutzes der eigenen Unversehrtheit durch beispielsweise Unterschlupf oder gesellschaftliche Zusammenschlüsse.

3. Soziale Bedürfnisse – Bedürfnis nach einer kollektiven Identität, der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

4. Individualbedürfnisse – Bedürfnis nach Anerkennung, Erfolg und Macht oder Stärke.

5. Selbstverwirklichung – Bedürfnis der Potenzialausschöpfung bezüglich der eigenen Person.

Diese Bedürfnishierarchie ergänzte Maslow einige Jahrzehnte später um weitere Bedürfniskategorien (vgl. Maslow, 1971). Dadurch entstand die folgende Bedürfniskategorienhierarchie:

1. Physische Bedürfnisse – grundlegende körperliche Bedürfnisse wie zum Beispiel Nahrung und Sauerstoff.

2. Sicherheitsbedürfnisse – Bedürfnisse bezüglich des Schutzes der eigenen Unversehrtheit durch beispielsweise Unterschlupf oder gesellschaftliche Zusammenschlüsse.

3. Soziale Bedürfnisse – Bedürfnis nach einer kollektiven Identität, der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

4. Individualbedürfnisse – Bedürfnis nach Anerkennung, Erfolg und Macht oder Stärke.

5. Kognitive Bedürfnisse – intrinsisches Bedürfnis, Wissen zu erwerben und intellektuellen Tätigkeiten nachzugehen.

6. Ästhetische Bedürfnisse – Bedürfnis nach Harmonie und Wertschätzung von Schönheit.

7. Selbstverwirklichung – Bedürfnis der Potenzialausschöpfung bezüglich der eigenen Person.

8. Transzendenz – Bedürfnis, nach Prinzipien und Werten zu leben, welche die eigene Person transzendieren.

Erwähnenswert ist, dass Maslow jene Bedürfniskategorienhierarchie nicht nur deskriptiv etabliert, sondern darüber hinaus normativ konnotiert hat (vgl. Duktus in Maslow, 1971, S. 269). Maslow ist der Auffassung, dass es erstrebenswert ist, sich entlang dieser Bedürfniskategorienhierarchie zu entwickeln und letztlich zum Zustand der Transzendenz zu gelangen.

Die Bedürfniskategorienhierarchie wurde von unterschiedlichen Psychologen aufgegriffen und bisweilen modifiziert, so beispielsweise von Koltko-Rivera (2006). Bedeutsam ist insbesondere die von Maslow später eingeführte Bedürfniskategorie der Transzendenz. Der Begriff entstammt dem lateinischen Wort transcendentia, das so viel wie „übersteigen“ bedeutet (vgl. Liddell-Scott-Jones, 2017). Der Begriff der Transzendenz wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich verwendet. In der Religionsphilosophie bedeutet Transzendenz so viel wie Außersinnlichkeit oder Außerweltlichkeit. Die Transzendenz trifft demnach auf Gott zu (vgl. Löffler, 2019, S. 42). Transzendentale Erfahrungen können implizite Gotteserfahrungen sein (vgl. Löffler, 2019, S. 112 ff.).  Hingegen bezeichnet Transzendenz in der Psychologie üblicherweise den Glauben daran, dass etwas Transzendentes existiert – etwas, welches das sinnlich Wahrnehmbare übersteigt, dem Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren nicht zugehört, und ontologisch sowie anderweitig unabhängig davon ist. Laut Maslow ist Transzendenz die „höchste und inklusivste oder holistischste Ebene des menschlichen Bewusstseins.“ (Maslow, 1971, S. 269). Im Rahmen der Transzendenz erachte sich der Mensch nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel für ein höheres Ziel, ebenso andere Menschen, andere Spezies, die Natur und letztlich den gesamten Kosmos (vgl. Maslow, 1971, S. 269).

Die Bedürfniskategorie der Transzendenz ließe sich demnach simplifiziert mit „Religiosität“ oder „Gläubigkeit“ in Zusammenhang bringen: Religiöse oder gläubige Menschen gehen davon aus, dass ein sie übersteigender Sinn existiert, der mit einer transzendenten Entität in Relation steht und maßgeblich durch diese bedingt ist; über das sinnlich Wahrnehmbare hinaus gibt es Sein, das sich nicht auf jenes sinnlich Wahrnehmbare reduzieren lässt und nicht von diesem ontologisch oder anderweitig abhängig ist. 

3 Zufriedenheit und Motivation

Die Komponenten der Zufriedenheit und der Motivation stehen in einem Zusammenhang, wenn sie in Anbetracht der in Kapitel 2 diskutierten Transzendenz analysiert werden. Wie bereits dargelegt wurde, lässt sich Transzendenz philosophisch als „Gläubigkeit“ an einen höheren Sinn und ein damit einhergehendes Erfordernis, das eigene Leben danach zu gestalten, in Beziehung bringen. Ein solcher Glaube, der beispielsweise im Rahmen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften und spiritueller Kreise prävalent ist, wurde in der Vergangenheit mehrfach empirisch untersucht. Während einige Datenerhebungen zum Ergebnis gelangten, dass sich kein Zusammenhang zwischen Gläubigkeit im religiösen Kontext und Zufriedenheit findet (vgl. Lewis et al., 1997, S. 119) im Fall von Schülern auf Grundlage von zwei Datensätzen, gelangte der Großteil der quantitativen Datenauswertungen zur Konklusion, dass sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang konstatieren lässt (vgl. Francis et al., 2000, S. 245; Francis und Katz, 2002, S. 75; Sahraian et al., 2013, S. 450). Anscheinend ist nicht die Religiosität als solche der relevante Faktor, sondern das Gefühl, einen transpersonalen Sinn in der eigenen Lebensführung zu erfüllen (vgl. French und Joseph, 2007, S. 117; Aghababaei und Blachnio, 2014, S. 827) – also die intrinsische Motivation, einen Sinn zu erfüllen, der über die eigenen persönlichen Bedürfnisse hinausgeht. Intrinsische Motivation dieser Art korreliert negativ mit Ängstlichkeit und einem negativen Selbstbild (vgl. Baroun, 2006, S. 721).  Diese Sachverhalte lassen sich konsistent mit der Transzendenz in Zusammenhang bringen.

Wiederum steht Transzendenz, so ließe sich im Sinne von Maslow argumentieren, maßgeblich mit Motivation und mit einem erfolgreichen Leben in Zusammenhang. Supplementierend zu Maslows Ausführungen ließe sich mit dem österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl ergänzen, dass die Selbstverwirklichung letztendlich nur eine Begleiterscheinung der Transzendenz sein kann – denn erst durch das Transzendieren der eigenen Bedürfnisse schöpfe eine Person ihr Mensch-Sein tatsächlich aus (vgl. Frankl, 1984, S. 133).

Dass intrinsische Motivation, wozu Transzendenz gehört, eine maßgebliche Rolle beim langfristigen (vgl. Oman und McAuley, 2013, S. 232) Erfolg von Menschen spielt, hat sich im Rahmen statistischer Datenerhebungen mehrfach gezeigt (vgl. Augustyniak et al., 2016, S. 466).

Demzufolge lässt sich an dieser Stelle zusammenfassen, dass Transzendenz sowohl mit Zufriedenheit als auch mit Motivation in einem engen Zusammenhang steht und demnach jene beiden Komponenten im Rahmen der praktischen Lebensführung zu realisieren vermag. 

Literaturverzeichnis

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