Sympathie – Definition, Faktoren & Wirkung

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1 Definition

Das Wort ‘Sympathie’ stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen (συμπάθεια, sympátheia) und setzt sich zusammen aus σύν – syn, ‘mit’, und πάθος – páthos, ‘Leiden’ und bedeutet im übertragenen Sinn so viel wie ‘Mitleid’ oder ‘Mitgefühl’ (vgl. Liddell-Scott-Jones, 2021b). Im Deutschen hat sich heutzutage für diese Bedeutung das Wort ‘Empathie’ etabliert, das im Altgriechischen so viel bedeutet wie ‘heftige Leidenschaft’ (ἐμπάθεια, empátheia) (vgl. Liddell-Scott-Jones, 2021a).

Wenn im deutschsprachigen Raum des 21. Jahrhunderts das Wort ‘Sympathie’ verwendet wird, wird üblicherweise auf zwischenmenschliche Prozesse referiert. Die Bekundung von Sympathie steht in den meisten Fällen mit einem positiven Eindruck in Zusammenhang, den eine Person bei einer anderen Person hinterlässt (vgl. Duden, 2021). Demzufolge handelt es sich bei der Einschätzung, ob eine Person sympathisch ist oder nicht, letztlich um eine subjektive Bewertung durch die betrachtende Person.

Obwohl sich der heutzutage prävalente Gebrauch des Wortes ‘Sympathie’ signifikant von der ursprünglichen Wortbedeutung unterscheidet, hat sich dieser nicht gänzlich von der Etymologie hinwegentwickelt, denn als sympathisch gelten alltagssprachlich zumeist solche Personen, mit deren Werten, Gefühlen, Bedürfnissen und Verhaltensweisen sich die betrachtenden Menschen identifizieren können (vgl. Luerweg, 2021). 

Dem Begriff der Sympathie inhärieren demnach unterschiedliche Dimensionen: einerseits eine epistemische Einschätzung oder Intuition, das Gegenüber weise gewisse Gemeinsamkeiten mit der eigenen Person auf; andererseits eine psychisch-wertende Dimension, die sich oftmals als Zuneigung manifestiert.

2 Maßgebliche Faktoren

Obwohl es sich bei der Evaluation, ob eine Person sympathisch ist oder nicht, in Anbetracht der Begriffsdefinition um eine subjektive Einschätzung handelt, existieren anscheinend intersubjektiv gültige Faktoren, die bedingen, ob Personen üblicherweise als sympathisch aufgefasst werden oder nicht (vgl. Trevarthen, 2013, S. 6). Dies ist vermutlich evolutionshistorisch begründet und weist einen genetischen Hintergrund auf: Evolutive Prozesse haben insofern die Ausprägung von gemeinsamer Kommunikation, Sprache und Moralität begünstigt, als dass diese beispielsweise effizienteres Jagen ermöglichten (vgl. Zlatev, 2014, S. 249 ff.). Mit Moralität gehen wiederum spezifische Überzeugungen und Präferenzen einher. Darüber hinaus besitzen unterschiedliche Menschen, da sie zur selben Spezies gehören, dieselben Bedürfnisse: Nahrung, Schutz, Schlaf. Es existieren demnach trotz individueller Varianzen grundlegende Gemeinsamkeiten, die Intersubjektivität hinsichtlich des Denkens und Fühlens begünstigen (vgl. Trevarthen, 2013, S. 6 ff.).

In Anbetracht dieser Intersubjektivität stellt sich die Frage, was die maßgeblichen Faktoren sind, welche das Sympathieempfinden bei Menschen bedingen. Der US-amerikanische Soziologe Albert Mehrabian geht davon aus, dass sich die Sympathie zu 55% aus Mimik, Gestik, Haltung und Kleidung, zu 38% aus Stimme und Modulation und zu 7% aus dem gesprochenen Inhalt schöpft. Mehrabian wollte mit diesen Ausführungen vermutlich verdeutlichen, dass Sympathie nur bedingt durch das gesprochene Wort bedingt ist (vgl. Dommann, 1993, S. 752.). Die Postulate Mehrabians sind jedoch in mehreren Hinsichten fraglich. Zunächst lässt sich die prozentuale Quantifizierung Mehrabians problematisieren – dafür, dass sich diese in irgendeiner Form verallgemeinert lässt, existieren anscheinend keinerlei empirisch belastbaren Anhaltspunkte. Darüber hinaus ist von vornherein zweifelhaft, prozentuale Angaben zu etablieren, denn erheblich naheliegender ist anscheinend, dass die Sympathiewirkung der jeweiligen Komponenten interdependent ist – das bedeutet, dass beispielsweise die Sympathiewirkung der Art und Weise, wie jemand spricht, maßgeblich mit der damit einhergehenden Mimik in Zusammenhang steht.

Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive liegt grundsätzlich die Schlussfolgerung nahe, dass für die Sympathie maßgeblich arationale Faktoren eine Rolle spielen, was sich schlichtweg durch einen Verweis auf den Begriffsinhalt begründen lässt: In der Sympathie geht es nicht primär um das Affirmieren oder Verneinen bestimmter logischer Sachverhalte, sondern in erster Linie um psychisch-emotionale Dynamiken. In Anbetracht eines umfangreichen kommunikationswissenschaftlichen Korpus an empirischen Daten lässt sich relativ sicher sagen, dass es bestimmte Faktoren gibt, welche die Sympathiewirkung von Menschen positiv beeinflussen (vgl. an Dommann, 1993, S. 757):

1. Lächeln

2. freundlicher Blickkontakt

3. Begrüßung

4. Anerkennung der Aussagen und Verhaltensweisen des Gegenübers

5. Toleranz bei Fehlern im Fall des Gegenübers

6. offene Kommunikation

7. zuwendende Körpersprache

8. Zuhören

3 Wirkungen von Sympathie

Sympathie ist kein Phänomen, das sich auf das Auslösen positiver oder negativer Emotionen bei der betrachtenden Person beschränkt. Sympathie eröffnet darüber hinaus der als sympathisch klassifizierten Person, einen größeren Einfluss zu üben und einen verbesserten Verhandlungsstandpunkt zu gewinnen.

Beispielsweise sind Menschen eher gewillt, sich mit einem Menschen zu unterhalten und auf dessen Aussagen einzugehen, wenn dieser einen sympathischen Eindruck auf sie hinterlässt. Menschen tendieren gegenüber Personen, die sie als sympathisch empfinden, ebenfalls eher dazu, Kompromisse einzugehen, großzügiger zu sein oder Fehler zu tolerieren (vgl. Wichardt-Laub, 1994, S. 11).

Ein sympathischer Eindruck ist demnach eine Sache, die sämtlichen Beteiligten zugutekommen kann.

Literaturverzeichnis

Dommann, Dieter (1993): Erfolgreicher Persönlicher Verkauf. In: Ralph Berndt und Arnold Hermanns (Hg.): Handbuch Marketing-Kommunikation. Strategien – Instrumente – Perspektiven. Werbung – Sales Promotions – Public Relations – Corporate Identity – Sponsoring – Product Placement – Messen – Persönlicher Verkauf. Wiesbaden: Gabler Verlag, S. 749–765.

Luerweg, Frank (2021): Wer mag wen? Online verfügbar unter https://www.spektrum.de/news/sympathie-warum-ist-uns-jemand-sympathisch/1828228, zuletzt aktualisiert am 16.06.2021, zuletzt geprüft am 16.06.2021.

Zlatev, J. (2014). The co-evolution of human intersubjectivity, morality and language. In: Dor, Danny; Knight, Chris und Lewis, Jerome (Hg.): The social origins of language. 1. ed. Oxford: Oxford Univ. Press, S. 249-266.

Duden (2021): Sympathie. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Sympathie, zuletzt aktualisiert am 16.06.2021, zuletzt geprüft am 16.06.2021.

Liddell-Scott-Jones (01.01.2021a): ἐμπάθεια. Online verfügbar unter https://lsj.gr/wiki/%E1%BC%90%CE%BC%CF%80%CE%AC%CE%B8%CE%B5%CE%B9%CE%B1, zuletzt aktualisiert am 16.06.2021, zuletzt geprüft am 16.06.2021.

Liddell-Scott-Jones (2021b): συμπάθεια. Online verfügbar unter https://lsj.gr/wiki/%CF%83%CF%85%CE%BC%CF%80%CE%AC%CE%B8%CE%B5%CE%B9%CE%B1, zuletzt aktualisiert am 26.03.2021, zuletzt geprüft am 16.06.2021.

Trevarthen, Colwyn (2013): Embodied Human Intersubjectivity: Imaginative Agency, To Share Meaning. In: Journal of Cognitive Semiotics, IV (1), S. 6–56.

Wichardt-Laub, Ingrid (1994): Vorsprung durch Sympathie. Sanfter führen, motivieren und gewinnen. Wiesbaden: Gabler Verlag.