Wertewandel & Generation X, Y, Z

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1 Einleitung und begriffliche Darlegung

Der Begriff des Werts ist äquivok. Einerseits kann der Begriff im ökonomischen Sinn verstanden werden: Ein Wert kann unter anderem einen sogenannten Tauschwert bezeichnen, also beispielsweise eine bestimmte Menge einer bestehenden Währung, die sich gegen eine Sache eintauschen lässt (vgl. Duden, 2021).

Dem entgegen kann ein Wert oder können Werte moralische Normen oder Einschätzungen konstituieren, die bestimmte Personen oder die Allgemeinheit hegen beziehungsweise hegt (vgl. Duden, 2021). In diesem Sinne ist ein Wert, eine Entitäten zugeschriebene Eigenschaft, die als wünschenswert und – gegebenenfalls moralisch – gut erachtet wird. Relevant ist diesbezüglich, dass moralische Normen – wie analytisch aus dem Begriff hervorgeht – normativ sind. Normative Aussagen sind gewissermaßen Soll-Aussagen, wonach beispielsweise die Aussage, eine Person solle nicht lügen, eine normative Aussage ist. Normative Aussagen, Überzeugungen oder Sachverhalte stehen im Kontrast zu deskriptiven Aussagen, Überzeugungen beziehungsweise Sachverhalten. Bei beispielsweise deskriptiven Aussagen handelt es sich um Ist-Aussagen – Aussagen, die beschreiben, wie ein Phänomen konstituiert ist, ohne dessen Konstitution zu bewerten (vgl. Quante, 2017, S. 16 f.).

Im Folgenden soll es um Werte im normativen Sinn gehen. Im hiesigen Kontext lässt sich konkludieren, dass Werte im Allgemeinen moralische Überzeugungen jedweder Art sein können, die bestimmte Handlungs- und Verhaltensweisen empfehlen oder sogar diktieren – sei es im negativen Sinn durch Verbote oder im positiven Sinn durch konkrete Gebote, etwas Bestimmtes zu tun. Wenn sich Werte verändern, verändern sich demnach jene moralischen Überzeugungen und damit einhergehend mutmaßlich auch die gängigen Handlungs- und Verhaltensweisen einer Person oder Gesellschaft. Ein derartiger Wertewandel ging anscheinend innerhalb der letzten Jahrzehnte vonstatten. Während einige Intellektuelle diesen Wertewandel als Fortschritt klassifizieren, beklagen andere einen Werteverfall (vgl. Lay, 2006, S. 7).

2 Ursachen für den Wertewandel

Obwohl begrifflich zwischen deskriptiven und normativen Bedeutungsdimensionen unterschieden werden muss, stehen auch Werte im normativen Sinn letztendlich mit vorliegenden Phänomenen, gegebenen Ist-Zustände, in Zusammenhang. Aus diesem Grund ist es möglich, dass sowohl die Rechtfertigungsstrategien für das Vertreten spezifischer Werte als auch die Prävalenz jener Werte epochen- und kulturrelativ sind. Es liegt anscheinend eine Interdependenz zwischen den bestehenden beispielsweise gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnissen und den vorherrschenden Werten innerhalb einer Gesellschaft oder Generation vor (vgl. Copp, 2001). Moralphilosophisch zu unterscheiden ist in diesem Kontext die faktische Prävalenz bestimmter Werte innerhalb einer Gesellschaft und die ethische Legitimität jener Werte (vgl. Quante, 2017, S. 16 f.). Für das Identifizieren eines Wertewandels ist erstere Facette relevant.

Demzufolge sind die Menschen einer Generation geprägt durch die soziokulturellen Umstände und damit einhergehend ebenfalls durch beispielsweise die technologische Entwicklung ihrer Zeit (vgl. Weise, 2011, S. 15). Diese Prägung kann in veränderten Wertvorstellungen – im Vergleich zur vorigen Generation – kulminieren.

3 Wertewandel und die Generationen X, Y, und Z

Das Phänomen des Wertewandels wird bisweilen im Kontext der Generationenabfolge X, Y und Z diagnostiziert.

Die sogenannte Generation X bezeichnet üblicherweise die zwischen den Jahren 1965 und 1980 geborenen Menschen. Generation X ist demnach die den sogenannten Baby-Boomern nachfolgende Generation. Als Generation Y oder als sogenannte Millenials gelten üblicherweise jene Menschen, die nach dem Jahr 1980 und vor dem Jahr 2000 geboren sind, wobei die Jahreszahldatierungen von verschiedenen Wissenschaftlern unterschiedlich zugrunde gelegt werden (vgl. Kaye und Jordan-Evans, 2021, S. 236). Im Anschluss an Generation Y folgt Generation Z, welche jene Personen umfasst, die ungefähr zwischen den Jahren 2000 und 2010 geboren sind, wobei es auch in diesem Fall Datierungsunterschiede gibt. Nach Generation Z folgt die sogenannte Generation Alpha (vgl. Wunderlin, 2021, S. 70 f.).

In verschiedenen Teilbereichen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen wird sich der Frage gewidmet, wodurch sich eine spezifische Generation auszeichnet. Beispielsweise gibt es im Rahmen der Wirtschaftswissenschaft Versuche, Eigenheiten von Generation X zu ermitteln, um die betrieblichen Rekrutierungsprozesse zu optimieren. Grundsätzlich wird vielfach davon ausgegangen, dass sich die Generationen hinsichtlich ihrer Wertvorstellungen voneinander unterscheiden und demnach differente politische Präferenzen hegen, Konsumentscheidungen treffen oder Lebenspläne entwerfen (vgl. Jennings, 2000, S. 55 ff.).

Bezüglich der mutmaßlichen Unterschiede zwischen den Generationen ist zu erwähnen, dass empirische Datenerhebungen nicht in jedem Fall repräsentativ sind. Geradewegs Befragungsstudien – Studien, mit denen der Großteil der geisteswissenschaftlichen empirischen Datenerhebungen operiert – weisen mehrere epistemologische Limitationen auf. Zu nennen ist insbesondere der sogenannte response bias, die Antworttendenz: Die soziale Situation einer Befragung führt tendenziell dazu, dass Befragte Antworten geben, von denen sie glauben, dass die Fragenden diese präferieren (vgl. Furnham, 1986, S. 385 ff.). Die Validität eines Datensatzes steht damit in Zweifel (vgl. Nederhof, 1985, S. 263 ff.). Darüber hinaus ließe sich davon ausgehen, dass jeweils kulturelle Unterschiede zwischen Nationen – auch zwischen sogenannten westlichen Nationen – bestehen, die dazu führen, dass die Werte der verschiedenen Generationen kulturvariant sind, wobei diese Unterschiede im Fall von sogenannten westlichen Nationen aufgrund bestehender Ähnlichkeiten geringer ausfallen dürften (vgl. Krahn und Galambos, 2014, S. 94 f.). Das bedeutet jedoch nicht, dass die verfügbaren Daten grundsätzlich epistemisch insuffizient sind, sondern lediglich, dass sie hinsichtlich ihres Aussagegehalts wissenschaftstheoretisch kontextualisiert werden sollten.

Im Rahmen einer systematischen Befragungsstudie von zwei unterschiedlichen Generationen einer sogenannten High-School, einer Gymnasialschule, zeigte statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Generationen hinsichtlich ihrer Wertvorstellungen. Die Datenerhebung umfasste die Jahre 1985, laut den Autoren Generation X, und 1996, laut den Autoren Generation Y. Im Rahmen der statistischen Auswertung zeigte sich, dass Generation Y mehr Wert auf extrinsische Belohnungen – das bedeutet: materielle Entlohnungen, Prestige, Sicherheit und Ähnliches – auf dem Arbeitsmarkt legt, wobei sich bezüglich der intrinsischen Motivation – dazu zählen beispielsweise die Freude an der Arbeit oder die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung – keinerlei Unterschiede finden (vgl. Krahn und Galambos, 2014, S. 106 ff.).

Ein weiterer Unterschied zeigt sich beispielsweise zwischen Generation Y und Generation Z: Generation Z tendiert eher dazu, Erlebnisse, anstatt materielle Verbrauchsgüter zu konsumieren. Sie legt relativ viel Wert auf Tierschutz, Nachhaltigkeit und ethische Standards. Hinsichtlich ihrer Kaufentscheidungen ist Generation Z anscheinend maßgeblich durch Konsumempfehlungen von Freunden, Social-Media-Influencern und Prominenten beeinflusst (vgl. Springer Professional, 2019). Zugleich ist Generation Z eher auf Karriere und Außendarstellung bedacht als Generation Y (vgl. Moskaliuk, 2019, S. 47). Dem entgegen ist Generation Y anscheinend hedonistischer und extravaganter – sowohl im Vergleich zu Generation Z als auch beispielsweise im Vergleich zu Generation X (vgl. Lissitaa und Kol, 2016, S. 304).

In Anbetracht der in Kapitel 2 geleisteten Vorarbeit lassen sich diese beispielhaft aufgeführten Unterschiede zwischen den Generationen kontextualisieren: Verschiedene Generationen wurden durch unterschiedliche soziokulturelle Rahmenbedingungen geprägt, was bisweilen zu Veränderungen der Wertvorstellungen im Vergleich zur vorigen Generation geführt hat. Diesbezüglich ließe sich der Beispielfall der Generation Z anführen. Die prägenden Elemente jener Generation waren Klimawandel, Umweltzerstörung und Wirtschaftskrisen. Laut Heupel wurde Generation Z noch mehr als Generation Y durch gesellschaftliche Krisen geprägt, weshalb sie realistisch eingestellt und unter ihnen der Wunsch nach Selbsterfüllung prävalent sei (vgl. Heupel, 2018, S. 13). Tatsächlich hat sich gezeigt, dass sich der vielfach formulierte Vorwurf der Politikverdrossenheit (vgl. Heupel, 2018, S. 12) nicht bestätigt hat und anscheinend verfrüht formuliert wurde. Im Zuge des Heranwachsens hat sich gezeigt, dass Generation Z möglicherweise sogar stärker politisiert ist, als Generation Y, was sich unter anderem im Rahmen der sogenannten Fridays-For-Future-Demonstrationen zeigt. Es ist davon auszugehen, dass die gesteigerten Ansprüche an Unternehmen (vgl. Gutfreund, 2017, S. 245 ff.) und das Präferieren von nachhaltigen Produkten mit dieser Politisierung in Zusammenhang stehen. In jedem Fall zeigt sich, dass die Umstände, in denen eine Generation aufwächst, sich auf deren Wertvorstellungen und Konsumverhalten auswirkt (vgl. Springer Professional, 2019).

Literaturverzeichnis

Copp, David (2001): Morality, normativity, and society. 1. issued as an Oxford paperback. Oxford u.a.: Oxford Univ. Press.

Die Gen Z konsumiert mit Bedacht (2019). In: springerprofessional.de, 15.03.2019. Online verfügbar unter https://www.springerprofessional.de/konsumforschung/kommunikation/gen-z/16540752, zuletzt geprüft am 18.06.2021.

Duden (2021): Wert. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Wert, zuletzt aktualisiert am 16.06.2021, zuletzt geprüft am 16.06.2021.

Furnham, Adrian (1986): Response bias, social desirability and dissimulation. In: Personality and Individual Differences 7 (3), S. 385–400. DOI: 10.1016/0191-8869(86)90014-0.

Gutfreund, Jamie (2017): Move over, Millennials: Generation Z is changing the consumer landscape. In: Journal of Brand Strategy 5 (3), S. 245–249.

Heupel, Thomas (2018): Biokratie: Hat ein neues Konzept der Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund der Generationen Y und Z sowie der künftigen Megatrends eine Chance? In: Andreas Gadatsch, Hartmut Ihne, Jürgen Monhemius und Dirk Schreiber (Hg.): Nachhaltiges Wirtschaften im digitalen Zeitalter. Innovation – Steuerung – Compliance. Wiesbaden: Springer Gabler, S. 3–15.

Jennings, Andrea T. (2000): Hiring Generation-X. In: Journal of Accountancy 189 (2), S. 55–59.

Kaye, Beverly und Jordan-Evans, Sharon (2021): Love ‚Em or Lose ‚Em, Sixth Edition : Getting Good People to Stay. Getting good people to stay. Sixth edition. Oakland, CA: Berrett-Koehler Publishers, Incorporated.

Krahn, Harvey J.; Galambos, Nancy L. (2014): Work values and beliefs of ‘Generation X’ and ‘Generation Y’. In: Journal of Youth Studies 17 (1), S. 92–112. DOI: 10.1080/13676261.2013.815701.

Lay, Rupert; Posé, Ulf D. (2006): Die neue Redlichkeit. Werte für unsere Zukunft. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Campus-Verl.

Lissitsa, Sabina; Kol, Ofrit (2016): Generation X vs. Generation Y – A decade of online shopping. In: Journal of Retailing and Consumer Services 31, S. 304–312. DOI: 10.1016/j.jretconser.2016.04.015.

Moskaliuk, Johannes (2019b): Generation Y, Z und Alpha: Reagieren auf Diversität. In: Johannes Moskaliuk (Hg.): Beratung für gelingende Leadership 4.0. Praxis-Tools und Hintergrundwissen für Führungskräfte. Wiesbaden: Springer (essentials), S. 47–53.

Nederhof, Anton J. (1985): Methods of coping with social desirability bias: A review. In: Eur. J. Soc. Psychol. 15 (3), S. 263–280. DOI: 10.1002/ejsp.2420150303.

Quante, Michael (2017): Einführung in die allgemeine Ethik. 6., aktualisierte Auflage. Darmstadt: WBG. Online verfügbar unter http://www.content-select.com/index.php?id=bib_view&ean=9783534743346.

Weise, Daniela M. (2011): Rekrutierung der Net Generation. E-Recruiting mit Hilfe von Web 2.0-Tools. 1. Auflage. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH. Online verfügbar unter http://www.diplomica-verlag.de/.

Wunderlin, Nikolas (2021): Motivationsmodell GenZ – Motivation der Generation Z in der Arbeitswelt WME know and learn Verlag.